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Wie alles begann… Wiederaufbau einer eingestürzten Trockenmauer
In einem Weinberg in der Lage Esslinger Schenkenberg, direkt unterhalb des Felsens, ist ein Teilstück einer großen Trockenmauer eingestürzt. Die gesamte Mauer ist 16 m lang und im Mittel 3,25 m hoch.Das eingestürzte Stück ist 4,5 m lang. Ein weiteres Teilstück von 5 m wird nur noch von einer Stützkonstruktion gehalten.
Der Eigentümer ist Claus. Er ist auch Mitbegründer des Staffelsteigervereins.
Die Idee ist, diese Mauer im Rahmen eines offenen „Work-Shops“ wieder aufzubauen und über den Arbeitsverlauf und die Fortschritte hier zu berichten. Claus hat Erfahrung im Trockenmauerbau, ist aber nicht mehr der Jüngste. Helfer sind erwünscht.Um das eingestürzte Teilstück wieder aufzubauen müssen einschließlich Fundament ca. 16 Kubikmeter Steine und Erde mindestens 2 mal von Hand bewegt werden. Keine Aufgabe für Weichlinge. Spontan haben sich Kersten und Stefan zur Mithilfe gemeldet. Kersten sucht Ausgleich zu seinem beruflichen Engagement durch körperliche Arbeit in der Natur. Stefan interessiert besonders, wie das so genannte „Hintergemäuer“ gesetzt wird.
19. April 2013 – Erster Arbeitseinsatz
Claus, Kersten und Stefan haben sich heute für 17.00 Uhr verabredet, Treffpunkt im Weinberg, direkt an der eingestürzten Mauer. Vorgesehen ist eine Einweisung, eine Art Testlauf oder anders gesagt ein kleiner „Schnupperkurs“. Steine und Erde liegen im großen Haufen vor der eingestürzten Mauer. Der erste Schritt ist, dieses Chaos wegzuräumen und zu ordnen.
Die Erde muss möglichst ca. 4 m senkrecht nach oberhalb der Mauer geschaufelt werden. Steine werden sortiert und mit dem „Gesicht“(ergibt später die sichtbare Mauerseite) nach oben gelagert. Sowohl Kersten als auch Stefan arbeiten sehr geschickt und mit guter Kondition. Nach 2,5 Stunden regnet es immer heftiger. Einige Kubikmeter sind bewegt und sortiert, eine Schaufel ist abgebrochen, Stefan und Kersten sind nicht nur durch den Regen nass. Claus ist mit dem geleisteten sehr zufrieden und voll des Lobes an beide – Testlauf bestanden!
Der Wille und die Bereitschaft für einen nächsten Einsatztermin ist von allen da.
14. Juni 2013
Eine so lange Pause war nicht gedacht !
Die Regenzeit hat uns ausgebremst. Natürlich steht bei Regen keiner so gerne im Weinberg.
Der wirkliche Grund für die lange Pause war aber die starke Aufweichung der Erde bis zum Untergrund. Claus hatte Bedenken, dass durch das weitere Abräumen und Ausgraben des Fundamentes der Hang nachrutscht. Deshalb hat er die Baustelle vorläufig mit Planen abgedeckt.
Es kam unerwartet und schlimmer. Anfang Juni, in den Tagen, als sich die Hochwasser-Meldungen täglich mehrten, stürzte die Mauer auf der ganzen Länge( 14 m) ein. Ein großer Berg Steine und Erde, Claus schätzt 50 cbm, haben die darunter stehenden Weinreben begraben. Land unter heißt hier, Steine und Erde unten. Wer sortiert diese Menge Steine, trägt die Erde hoch, ganz zu schweigen vom Aufbau der ca. 45 qm Trockenmauer ?
Im Moment Ratlosigkeit !
Im Esslinger Schenkenberg sind mehr als 20 Trockenmauern eingestürzt.
Quo Vadis, Terrassenweinberge Esslingen?
Spätherbst 2015
„Gut Ding‘ will Weile haben“ – große Dinge brauchen einfach Mut, Zeit, gute Ideen und sehr starke Helfer.
Jetzt steht diese besonders große Mauerlücke wieder. Fachgerecht aufgebaut, Mauerstein auf Mauerstein. Weithin sichtbar ist die 32 m² große neue Trockenmauer, ca. 80 m bergaufwärts gegenüber der Mettinger Str. 85. Positive Gegebenheiten haben den als fast unmöglich eingeschätzten Wiederaufbau ermöglicht:
- günstige Bedingungen nach dem trockenen Sommer und Herbst bis Mitte Dezember. Nur deshalb konnte die Erd-Wand, 12 Meter lang und über 3 Meter tief, bis zum Fundament senkrecht abgegraben werden. Bei nasser Erde wäre diese sofort nachgerutscht.
- die finanzielle Unterstützung aufgrund der Fördermöglichkeiten des Staffelsteiger – Vereins, Esslingen.
- und nicht zuletzt durch die drei Helfer eines befreundeten Weinbaubetriebes, die dieses Projekt mit Geschick, Muskelkraft, viel Ausdauer und den Ratschlägen von erfahrenen Wengertern (Mitgliedern des Staffelsteiger-Vereins) über Monate hinweg umgesetzt haben.
Ca. 40 m³ Steine und Erde, die abgerutscht, ausgegraben, sortiert und wiederaufgebaut wurden, mussten bewegt werden. Das spezifische Gewicht Stubensandstein bzw. Erde liegt bei ca. 2,2 Tonnen. So ergeben sich insgesamt ca. 90 Tonnen, die mindestens zweimal von Hand umgesetzt wurden, also ca. 200 Tonnen!!
Weitere 65 m² Trockenmauern sind in den letzten Monaten in der Neckarhalde gebaut worden oder sind noch im Aufbau.